Tante Theas Tiger by Pestum Jo

Tante Theas Tiger by Pestum Jo

Autor:Pestum, Jo [Pestum, Jo]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Ich hätte es wissen müssen, daß der in der Lage war, Türen zu öffnen. Ich hätte es wissen müssen, daß der unser Gespensterattentat vorausgeahnt hatte. Ich hätte es wissen müssen, daß der nur darauf gewartet hatte, um sich auf uns stürzen zu können. Während ich schrie und mich aus dem Laken und aus Moses’ Gebeinen wand, begriff ich, daß wir wieder einen unverzeihlichen Fehler gemacht hatten.

Dann kam ich auf die Beine. Das Licht brannte. Tante Thea saß im Bett und lachte. Zum Teufel: sie lachte! Ich kriegte eine Hand zu fassen, die gehörte dem Moses. Ich zog ihn mit. Nur raus hier, raus!

Völlig am Boden zerstört erreichten wir dann mein Zimmer.

So fertig wie wir waren, und zwar körperlich und seelisch, so fertig ist vor uns noch nie jemand gewesen, da leiste ich jeden Eid. Und erst mal unsere Ehre, wie verletzt die war!

»Paul!« keuchte Moses und ließ sich neben mir aufs Bett sinken, »Paul, jetzt weiß ich’s! Er ist wirklich ein Tiger!«

Ich weiß nicht genau, ob Elend wirklich heulen kann, aber ich kam mir vor wie das heulende Elend, und der Moses kam mir auch so vor. Es war sehr schlimm.

Dann klopfte es. Tante Thea kam herein. Sie hatte das grüne Nachthemd an und lachte noch immer. Der Zwergtiger folgte ihr. Die Wuchtbrumme von Tante baute sich mit verschränkten Armen vor uns auf und schaute uns abwechselnd amüsiert an. Jawohl: amüsiert!

»Das war aber eine pfundige Idee!« sagte sie anerkennend. »Ist euch toll gelungen, der Spaß, alle Achtung! Ich hab mich sogar ein bißchen erschreckt, wie da plötzlich der große Geist vor mir stand.«

Ein bißchen erschreckt! Das mußten wir uns anhören. Ein bißchen! Dabei sollte ihr doch eigentlich das Blut in den Adern gefrieren. Aber ihr hatte es sogar Spaß gemacht. Das war nicht auszuhalten!

»Dem Leonidas hat das auch gefallen«, kicherte Tante Thea. »Hört nur, wie er zufrieden schnurrt! Solche Kabbeleien hat er gern.« Zu allem Überfluß fragte sie dann honigsüß, ob sie uns wehgetan hätte mit ihren Pantoffeln. »Ich hab ja extra nicht so fest geworfen«, tönte sie.

Da bin ich fast ausgerastet.

»Das ist also dein Freund«, sagte Tante Thea und fummelte dem Moses im Haar rum. »Ich war schon neugierig, wie er aussieht.«

»Wieso?« fragte ich und verstand gar nichts mehr. »Ach, Paul! Meinst du wirklich, ich hätte das nicht gemerkt, wie du ihn heimlich in die Wohnung gebracht hast? Ich erzählte dir doch, daß ich früher viel gereist bin. Da hab ich mal ein halbes Jahr bei den Papuas in Neuguinea verbracht. Dort lernt man diese Fähigkeit, einen fremden Menschen wahrzunehmen, ohne daß man ihn hört oder sieht oder berührt. Sachen könnt ich euch erzählen, Sachen! Da würdet ihr schön staunen. Parapsychologie. Geheimnisvolle magnetische Kräfte. Versteht ihr das?« »Ja!« sagten wir Dösköppe.

»Also, ich verstehe es nicht. Ich weiß nur, daß es das gibt. Aber verstehen, nein, verstehen kann ich das nicht. Sag mal, wie heißt du eigentlich?«

»Sie können Moses zu mir sagen«, sagte Moses.

»Schöner Name! Habt ihr zwei vielleicht Lust, morgen eine Spazierfahrt mit mir und meinem Auto zu unternehmen? Morgen? Was red ich da! Es ist ja schon morgen.



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